Corona-Prävention durch Social Distancing und Remote-Projektüberwachung auf Baustellen
Anfang 2020 veränderten sich mit einem Mal die Grundvoraussetzungen für viele Bauprojekte dramatisch. Das COVID-19-Virus forderte von Arbeiten auf der Baustelle eine flexible und zeitnahe Anpassung an eine sich stetig ändernde Situationslage. Das schließt insbesondere die Implementierung von Maßnahmen zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem COVID-19-Virus ein. Bauherren und Auftragnehmer arbeiteten mit Hochdruck daran, die Auswirkungen der wachsenden COVID-19-Situation in den Griff zu bekommen und eine zweite Welle zu verhindern. Doch wie sehen solche Lösungen aus und wie funktionieren sie?
Seit dem Beginn der Corona-Krise wächst der Druck auf Unternehmen der Baubranche, Mittel und Wege zu finden, um Projekte mit gleichbleibender Effizienz bei maximaler gesundheitlicher Sicherheit umzusetzen und fortzuführen. Oracle Construction and Engineering ist diesem Aufruf gefolgt. Das Unternehmen forscht gemeinsam mit seinen Partnern an neuen Verfahren und Praktiken, mit denen die Gesundheit der Arbeiter und der Öffentlichkeit geschützt werden soll, während Projekte mit so wenig Unterbrechungen wie möglich vorangetrieben werden können. Dabei hat Oracle Construction and Engineering ein Ass im Ärmel: sein Innovation Lab. Die Einrichtung, die außerhalb von Chicago angesiedelt ist, beherbergt mehrere innovative Technologien, deren Eigenschaften bei den neuen Herausforderungen durch die Pandemie zum Tragen kommen könnten. Seit Ende 2019 ist das Oracle Industries Innovation Lab, bei dem es sich ursprünglich um eine simulierte Baustellenumgebung zum Testen und Erforschen von Cutting Edge Technologien handelte, nun zu einer tatsächlichen Baustelle geworden. In dem Zentrum erproben Teams aus verschiedenen Unternehmen die Technik von morgen. In der kurzen Zeit seit Beginn der Pandemie konnten bereits unterschiedliche Technologien getestet und adaptiert werden, sodass sie einen echten Mehrwert in der Krisenzeit bieten. In drei dieser Innovationen gewähren Oracle Construction and Engineering und seine Partner einen vertiefenden Einblick:
Visuelle Überwachung von Baustellen
Da Auftragnehmer nach Ansätzen suchen, ihre Aktivitäten vor Ort im Sinne des Mitarbeiterschutzes so weit wie möglich zu reduzieren, wächst das Interesse, anstelle von persönlichen Baubegehungen auf visuelle Fernüberwachung zu setzen. Ein Visual Command Center auf Basis von Künstlicher Intelligenz (KI), wie es Oracle unter anderem mit seinem Partner Reconstruct – ein amerikanisches Software-Unternehmen spezialisiert auf die Fernüberwachung des Baufortschritts ¬– entwickelt hat, kann hier Abhilfe schaffen und die Fernüberwachung unterstützen.
Die KI-Technologie des Command Centers nutzt Daten von Kameras, Sensoren und integrierten Projektmanagementsystemen und wertet diese aus. Dadurch lassen sich Szenarien ähnlich einer visuellen “Street View”-Tour erstellen. Der Einsatz solch innovativer Technologien ermöglicht es Projektteams, auftretende Probleme im Zusammenhang mit Baufortschritten sowie in Bezug auf die Produktivität oder die Risiken auf der Baustelle aus der Ferne zu erfassen, zu messen, zu dokumentieren und zu kommunizieren. Die Daten werden von einer Vielzahl an Geräten wie Drohnen, 360-Grad-Kameras, Laserscanner, LiDAR (Light Detection and Ranging Technology) und Live-Kameras erfasst, die die Kommandozentrale mit Information füttern. Zusätzlich stehen Anwendern im Command Center Bilder (einschließlich 360-Grad-Bildern), Videos, PDF-Grundrisse sowie 3D-Modelle zur Verfügung. Darüber hinaus wird darin das Zeitplan-Management verwaltet und der Zugang zum BIM-Overlay verfügbar gemacht.
„Es besteht von allen Seiten ein großes Interesse daran, die laufenden Arbeiten auf Baustellen sicher fortzusetzen“, erklärt Zak MacRunnels, Chief Executive Officer von Reconstruct. „Viele Teams führen derzeit mithilfe neuer Technologien Baubegehungen und Zeitplanüberprüfungen durch, um den Fortschritt, die Qualität und die Sicherheit ihrer Projekte aus der Ferne zu überwachen. Hundertprozentige Genauigkeit ist dabei unerlässlich und es kommt auf jeden Zentimeter an. Nur dann ist es möglich, die Regeln des Social Distancing einzuhalten, um ansonsten riskante Arbeitsinteraktionen physisch zu trennen und zugleich den Projektteams die Option zu gewähren, die Arbeitsabläufe der Auftragnehmer exakt zu überprüfen.“
Um das Command Center mit möglichst genauen Daten zu versorgen, werden im Innovation Lab zudem die Echtzeit-Überwachung mit drei Arten von schnell einsetzbaren Systemen von Sensera Systems erprobt. Dabei handelt es sich um Schwenk-Neige-Zoom- (PTZ) und intelligente Sicherheitskameras. Mit der PTZ-Kamera können die Anwender verschiedene Areale des Geländes überwachen und in Bereiche von Interesse zoomen, während sie Panoramabilder und Zeitraffervideos erstellen. Um Warnmeldungen auslösen zu können, verwenden die Sicherheitskameras Wärmebildsensorik und edge-based Analytics zur Erkennung von Bewegungen. Darüber hinaus werden zunehmend fest installierte Kameras eingesetzt, um die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten aus der Ferne zu verbessern und gleichzeitig Bilder und Zeitraffervideos aufzuzeichnen, die im Fünf-Minutentakt an das Control Center gesendet werden.
Social Distancing auf Baustellen
Ein besonderes Augenmerk der Entwicklungen des Innovation Labs liegt auch auf der Verarbeitung der Bilder mit Hilfe künstlicher Intelligenz, um die Sicherheit auf der Baustelle zu verbessern und Risiken zu mindern. Smartvid.io – Experte für das Management von Sicherheit, Produktivität und Qualität mittels künstlicher Intelligenz – hat eine solche Lösung zur Unterstützung des Social Distancing auf Baustellen entwickelt.
Die KI-Engine analysiert und kennzeichnet Bilder, um verschiedene Indikatoren für Projektrisiken in Bezug auf Sicherheit, Produktivität und Qualität zu identifizieren. Mit dieser Technologie werden Projektteams in die Lage versetzt, in einer Gruppe arbeitende Personen zu identifizieren und anzuzeigen, wenn Sicherheitsabstände nicht eingehalten werden. Benutzer können eine mobile App verwenden und Aufnahmen, die mit „Personen in der Gruppe“ gekennzeichnet sind, nahezu in Echtzeit einsehen, um potenzielle Probleme zu identifizieren und die Mitarbeiter darüber aufzuklären, wie angemessenes Social Distancing auf der Baustelle aussehen sollte und wo auf ausreichende Abstände geachtet werden muss.
Auftragnehmer wiederum können diese Beispiele für die Berichterstattung sowie zur Schulung der Einhaltung von Vorschriften nutzen. „KI sorgt für mehr Sicherheit, ohne dass zusätzliche Personen auf die Baustelle geschickt werden müssen und erstellt automatisierte Berichte, die bei der Dokumentation von Schutzmaßnahmen helfen“, so Josh Kanner, Chief Executive Officer von Smartvid.io.
Entfernungsmessung auf Baustellen
Die dritte Innovation stammt vom Technologiepartner Triax Technologies, Inc. Dabei handelt es sich um eine neue Proximity Trace-Technologie. Die auf dem Konzept des Internet of Things agierende Lösung bietet Nahbereichswarnungen und Kontaktverfolgung durch ein tragbares Gerät, das an einem Schutzhelm befestigt oder mit einem Schlüsselband am Körper getragen wird. Die Geräte erzeugen einen lauter werdenden Alarm, der die Arbeiter informiert, wenn sie sich zu nahe kommen. Auf diese Weise können sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren, anstatt sich über eine mögliche Gefährdung durch den Virus Gedanken zu machen. Der Alarm kann somit langfristig dazu beitragen, Verhaltensweisen anzupassen, indem er die Arbeiter an adequates Social Distancing erinnert.
Darüber hinaus kann ein Arbeitgeber im Falle eines bestätigten Falles von COVID-19 auf einer Baustelle eine Kontaktverfolgung durchführen. Hierzu kann er historische Daten verwenden, die passiv mit dem Tracing-Gerät des Arbeitnehmers erfasst wurden, um festzustellen, wer möglicherweise dem Virus ausgesetzt war. „Unsere Lösung ist so konzipiert, dass sie die Belastung der Arbeitnehmer durch die Einhaltung angemessener Abstände als Teil neuer Sicherheitspraktiken verringert. Dabei gilt es auch langfristig zu denken, denn die Maßnahmen können sehr wohl zur neuen Normalität werden“, erklärt Robert Costantini, Geschäftsführer von Triax Technologies.
Innovative Technologien sichern Social Distancing-Vorgaben
Durch die Pandemie steht die Baubranche vor neuen Herausforderungen. Im Fokus steht dabei ganz klar, den Baufortschritt zu erhalten und die Sicherheit der Arbeitnehmer zu gewährleisten. Durch den Einsatz moderner Technologien kann die Präsenz vor Ort reduziert und die Sicherheit der Arbeiter erhöht werden. Die drei vorgestellten Anwendungsfälle sind nur einige Beispiele dafür, wie im Oracle Industries Innovation Lab gemeinsam mit Kunden und Partnern an Innovationen gearbeitet wird. „Innovationen sind ein Teamsport und in der aktuellen Situation mehr denn je erforderlich, um die neuen Herausforderungen zu bewältigen“, erklärt Burcin Kaplanoglu, Executive Director Innovation bei Oracle Construction and Engineering. „Durch unsere langjährige Erfahrung und unser technologisches Know-how steuern wir einen entscheidenden Beitrag dazu bei, die Baubranche auch vor dem Hintergrund von Corona zu stärken.“
Autor:
Burcin Kaplanoglu, Executive Director Innovation, Oracle Construction and Engineering