Marketing und Design
Bei der Vermarktung eines Produkts muss eine Verpackung mehrere Aufgaben gleichzeitig erfüllen: Sie soll schützen, informieren, schön gestaltet, funktional und nachhaltig sein. Zudem muss sie den steigenden Anforderungen der Verbraucher gerecht werden. Daher stehen stetige Optimierungen und Weiterentwicklungen im Fokus der Papiersackindustrie.
Verpackungen sind so alt wie die Menschheit selbst. Im Laufe der Geschichte kamen dabei verschiedenste Behältnisse und Materialien zum Einsatz. Primär um Lebensmittel oder andere Waren z. B. während der Lagerung oder des Transports vor physischer Beschädigung zu schützen. Insbesondere innerhalb der letzten hundert Jahre haben sich die Funktionen der Verpackung jedoch kontinuierlich erweitert. Neben der verbrauchsgerechten Dimensionierung gewann beim Ringen um die Gunst des Konsumenten vor allem die optische Gestaltung der Verpackung rasch an Bedeutung. Ermöglicht sie doch eine Differenzierung vom Wettbewerb zu erreichen, eine Präferenz bei der Käuferschaft zu erzeugen und letztlich zum Kauf zu animieren.
Doch Optik ist nicht alles. Auch als Verwendungsbestandteil des Produkts wurde der Verpackung eine zunehmend wichtige Rolle zuteil. Mit neuen Verpackungsfeatures können Zusatznutzen generiert werden z. B. in Form einer erleichterten Produktverwendung oder einer besseren Transport- und Lagerfähigkeit von Produkten. Ein Mehrwert, der gerade bei fast homogenen Produkten wie Baustoffen einen wesentlichen Einfluss auf die Kaufentscheidung haben kann. Mit zunehmender Rationalisierung des Warenwirtschaftsbereichs kam eine weitere Funktion hinzu: die Verpackung als Träger von per Scanner abtastbaren Produktinformationen.
Angesichts des weltweit stetig steigenden Verbrauchs an Verpackungsmaterialien und der damit einhergehenden Zunahme des Ressourcen- und Energiebedarfs sowie des Abfallaufkommens avancierte die Verpackung zuletzt zum wertvollen Inputfaktor in Wertschöpfungskreisläufen. So wird heute im Allgemeinen auf eine möglichst umwelt- und ressourcenschonende Produktion und Verwendung der Verpackung geachtet. Diese Entwicklung wird durch knappe Rohstoffe, stärkere Regulierungen der Märkte sowie der ansteigenden Nachfrage der Kunden gestützt. Eine aktuelle Verbraucherstudie des Verpackungsherstellers STI Group kommt zu dem Schluss, dass Nachhaltigkeit bei Verpackungen für jeden Zweiten eine wichtige Rolle spielt, wobei die Mehrheit der Verbraucher dabei an Themen wie Recycling und Entsorgung denkt.*
Wettbewerbsfähig durch Innovationen
Neben den steigenden Anforderungen der Kunden, was Nachhaltigkeit, Qualität, Liefertreue, Design und Zusatznutzen betrifft, müssen sich die deutschen Unternehmen auch darauf einstellen, dass Anbieter aus Schwellenländern auf die europäischen Märkte drängen und versuchen, durch preiswerte Produkte Marktanteile zu gewinnen. So steigt der Druck auf die Verpackungsbranche, durch innovative Produkte und Prozesse auf dem Markt zu bestehen. Schon vor einigen Jahren gaben 86% der Verpackungsmittelhersteller in einer PwC-Studie an, eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung zu betreiben. 90% davon bestätigten, dass ein effektives Innovationsmanagement ihre Wettbewerbsfähigkeit sichert.**
Papiersack als Primärverpackung der Wahl
Welche Eigenschaften einer Verpackung bei der Produktvermarktung am wichtigsten sind, hängt nicht zuletzt vom Produkt und den spezifischen Anforderungen der Kunden ab. Hersteller von Schüttgütern, die eine optimale Kombination von Funktionalität, Design und Nachhaltigkeit anstreben, setzen auf den Papiersack als Primärverpackung der Wahl. „Der Papiersack ermöglicht grundsätzlich ein einfaches Handling sowie eine kostengünstige und schnelle Produktion mit einer vergleichsweise einfachen Maschinentechnik“, sagt Mike Kowollik, Leiter Produktion Trockenmörtelwerk bei der Uzin Utz AG. „Zudem lässt er sich auch problemlos in kleinen Auflagen produzieren.“ Weitere Stärken nennt Ulrich Stienecker, Produktmanager Industriesackmaschinen bei Windmöller & Hölscher: „Der Papiersack hat den großen Vorteil, dass er aus einer nachwachsenden Ressource besteht, kompostierbar ist und die Meere nicht verschmutzt. Darüber hinaus hat er im Gegensatz zum Kunststoff keine elektrostatischen Oberflächen, ist hygienisch, atmungsaktiv und temperaturresistent – man kann also auch heißen Zement einfüllen und die Produkte ‚schwitzen‘ nicht, wenn man den Sack in unterschiedlichen Klimazonen bewegt.“
Gesamtpaket führt zur Kaufentscheidung
Neben praktischen, ökonomischen und ökologischen Erwägungen spielen auch sinnliche Erfahrungen und Erwartungshaltungen in die Kaufentscheidung mit hinein. „Die meisten Europäer mögen das Gefühl von Papier in der Hand“, sagt Mikael Strömbäck, Business Segment Director Sack Solutions, Billerudkorsnäs. Neben der Haptik muss auch das optische Bild stimmig sein. „Die Säcke müssen sich auf der Palette gut stapeln lassen, so dass es schön und ordentlich aussieht, wenn sie beim Kunden gelagert werden“, erklärt Martin Möllmann, Leiter Produktmarketing und Weisszementvertrieb, Dyckerhoff GmbH. „Wichtig ist außerdem, dass die Verpackung zum Produkt passt. Wir haben in der Vergangenheit ausprobiert, Zementsäcke in anderen Farben oder mit Tragegriff anzubieten. Doch die Kunden stellen gar nicht so hohe optische Ansprüche an den Zementsack. Hauptsache, der Umgang funktioniert einwandfrei.“ In anderen Märkten spielt die Veredelung und grafische Gestaltung des Papiersacks jedoch eine wesentliche Rolle, um sich mit dem Produkt vom Wettbewerb abzuheben.
Fortschritte in der Papiersackproduktion
Nicht umsonst ist die Bedruckung des Papiersacks einer der Bereiche, in denen die Branche in den letzten Jahren Entwicklungen vorangetrieben hat und ihren Kunden heute ermöglicht, einen Papiersack hochwertig zu bedrucken. „Verfolgt man die Produktentwicklungen der letzten 30 Jahre, so sind aus der deutschen Papiersackindustrie immer wieder ganz wichtige Impulse für Innovationen gekommen, die sich in einen verbesserten Nutzen für den Endanwender übersetzen lassen“, sagt Ulrich Stienecker. Weitere Optimierungen gab es beispielsweise bei der Lagerfähig- und -beständigkeit sowie beim Produktschutz, zum Beispiel durch die Integration verschiedener Barriereschichten gegen Feuchtigkeit, Fett und Sauerstoff. „Früher gab es immer wieder Paletten, die zurückgeholt werden mussten, weil Säcke Feuchtigkeit gezogen haben oder nass geworden sind“, erinnert sich Martin Möllmann, der fast seit 25 Jahren in der Zementindustrie tätig ist. „Solche Reklamationen sind nahezu verschwunden.“ Durch verschiedene Entlüftungssysteme und hochporöses Papier wurde die Abfüllgeschwindigkeit verbessert. Techniken zur hermetischen Abdichtung des Sackventils sorgen für mehr Sauberkeit, und Convenience-Einrichtungen wie Trage-, Öffnungs-, Verschluss- und Schütthilfen erleichtern den Kunden die Nutzung der Produkte. Auch beim Thema Nachhaltigkeit wurden beispielsweise durch die Reduzierung der Lagenzahl und des Flächengewichts, durch den Einsatz von biologisch abbaubaren Folien, durch Verbesserungen in der Material- und Energieeffizienz sowie durch Reduktion der Ausschussmengen große Fortschritte erzielt.
Innovative Papiersacklösungen durch interdisziplinären Dialog
Wie entstehen diese Innovationen? Meistens in Zusammenarbeit. „Bei der Produktverbesserung geht es vor allem darum, die Anforderungen des Markts zu erfüllen. Dafür müssen wir nicht nur die Bedürfnisse der Einkäufer verstehen, sondern auch die der Endnutzer“, sagt Mikael Strömbäck. „Und zwar auch solche, die noch nicht in Worte gefasst wurden.“ Aus diesem Grund tauschen sich die Vertreter der Branche mit allen wichtigen Akteuren aus: Einkäufer, Papiersack- und Maschinenhersteller, deren Kunden sowie weitere Zulieferer und Recyclingunternehmen. „Es sehr wichtig, dass wir mit allen an der Wertschöpfungskette Beteiligten zusammenarbeiten“, so Strömbäck. „Wenn wir unser geballtes Wissen einsetzen, können wir die Wettbewerbsfähigkeit des Papiersacks nachhaltig stärken.“
Weitere Informationen zum Papiersack unter www.gempsi.de
* STI Group, Verbraucherstudie zum Thema Nachhaltigkeit von Verpackungen, Januar 2015
** PwC, Die deutsche Verpackungsmittelindustrie – Status, Entwicklungen und Trends, November 2011