10 Jahre VHD
Seit zehn Jahren gibt es den Verband Holzfaser Dämmstoffe. Was die im VHD zusammengeschlossenen Unternehmen in dieser Zeit zustande gebracht haben, lässt aufhorchen: So ist es der Verbandsgeschäftsstelle gelungen, ausnahmslos alle deutschen Hersteller von Holzfaserdämmstoffen als Vollmitglieder zu gewinnen.
Der Effekt: Die gesamte Branche spricht mit einer Stimme – der Stimme des VHD. Mindestens ebenso bemerkenswert erscheint die Nachfrageentwicklung: Zwischen 2004 und 2012 ist der Markt für Holzfaserdämmstoffe und Wärmedämmverbundsysteme auf Holzfaserbasis in Deutschland jedes Jahr um durchschnittlich 11,9 Prozent gewachsen. Das übertrifft die jährliche Steigerung des Bruttoinlandsproduktes von im Mittel 1,1 Prozent um mehr als das Zehnfache. Auch für die Zukunft haben sich der Verband und seine 14 Mitgliedsfirmen viel vorgenommen, wie anlässlich der Jubiläumsfeier im französischen Golbey Anfang November zu erfahren war.
„Der Verband Holzfaser Dämmstoffe blickt auf ein erfolgreiches Jahrzehnt zurück, in dem die Geschäftsstelle nach innen stets neutraler Sachwalter blieb und nach außen als sachliches und professionelles Sprachrohr immer hervorragend funktioniert hat“, würdigte VHD-Vorstandsvorsitzender Martin Brettenthaler die Leistungen der in Wuppertal beheimateten Geschäftsstelle und dankte namentlich VHD-Geschäftsführer Dr.-Ing. Tobias Wiegand für dessen ebenso unermüdliches wie umsichtiges Wirken.
Durch Forschung die Entwicklung optimieren
2003 in München gegründet, versteht sich der VHD seit Anbeginn als vorwiegend technisch orientierte Organisation, die sich in die nationale und europäische Normung einbringt und Gemeinschaftsforschung betreibt. Arbeitsschwerpunkte des technischen Ausschusses liegen auf Themenfeldern wie dem sommerlichen Hitzeschutz, der Regensicherheit, Betrachtungen zur Dauerhaftigkeit oder der Dachunterdeckung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt im Bereich der Wärmedämmverbundsysteme auf Holzfaserbasis.
Informative Öffentlichkeitsarbeit pro Holzfaser
Darüber hinaus hat es sich der VHD zur Aufgabe gemacht, Architekten, Bauherren, Energieberater, Fachhandwerker und andere Baubeteiligte über Holzfaserdämmstoffe und Wärmedämmverbundsysteme auf Holzfaserbasis praxisnah zu informieren. Die Erfolgsbilanz kann sich sehen lassen: „Ich gehe davon aus, dass mittlerweile mehr als die Hälfte bis annähernd zwei Drittel aller neuen Holzhäuser in Deutschland mit einer ökologisch gedämmten Fassade ausgestattet werden, in der Regel mit einem Holzfaser-Wärmedämmverbundsystem. Die Marktdurchdringung – damit ist die Bekanntheit von Holzfaserdämmstoffen bei Zimmereibetrieben gemeint – dürfte gut und gerne 95 Prozent betragen“, führte Martin Brettenthaler weiter aus. All das dürfe jedoch kein sanftes Ruhekissen sein, sondern sollte als Ansporn empfunden werden, das gemeinsame Anliegen aller Verbandsmitglieder gegenüber bekannten und neuen Zielgruppen proaktiv zu vertreten.
Zu den Aspekten, die für Holzfaserdämmstoffe sprechen, gehören auch die zur Produktion erforderliche Energie sowie der herstellungsbedingte CO2-Ausstoß: „Der durch die Produktionsenergie bedingte CO2-Ausstoß ist bei uns jetzt 25mal tiefer als im Jahr 2000“, verwies Martin Brettenthaler auf anlagentechnische Fortschritte, die ebenfalls eine nachhaltige Entlastung der Umwelt mit sich bringen. „Wie gut Holzfaserdämmstoffe sind, wissen allerdings noch nicht alle Menschen, die sich fürs Bauen oder die Sanierung ihres Hauses interessieren. Also sagen und beweisen wir es Ihnen!“, forderte der VHD-Vorsitzende die fast vollzählig erschienenen Verbandsmitglieder auf, die ihre Zustimmung durch lang anhaltenden Applaus unterstrichen.
Hochkarätiges Vortragsprogramm
Zur wissenschaftlichen Begleitung der Jubiläumfeier hatte der VHD international renommierte Experten eingeladen, aus ihrem spezifischen Forschungsbereich zu berichten. Den Auftakt machte Prof. Dr.-Ing. habil. Dr. h.c. Peter Niemz von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich. Er wies zunächst darauf hin, dass es Holzfaserdämmstoffe schon seit mehr als 110 Jahren gibt: 1901 wurde im US-Bundesstaat Minnesota die erste Holzfaserproduktion in Betrieb genommen. Seither ist der Dämmstoff in vielen Ländern im Gebrauch und Gegenstand ständiger Fortentwicklung.
Durch Wissenstransfer zu besseren Produkten
Genau darum ging es im Vortrag von Professor Dr. Niemz, der die Frage stellte: „Was können wir tun, um Holzfaserdämmstoffe weiter zu verbessern?“ Er plädierte für einen intensivierten Wissenstransfer aus der angewandten Physik in die Holzfaserbranche und präsentierte neueste Forschungsansätze und aktuelle Messergebnisse für das Diffusionsverhalten von Holzfaserdämmstoffen in verschiedenen baulichen Umgebungen. Darüber hinaus setzte sich der renommierte Wissenschaftler mit der Wärmeleitfähigkeit des Naturdämmstoffs bei variabler Temperatur und Feuchte auseinander und hinterfragte in diesem Zusammenhang auch das Klebeverhalten von Holzprodukten, namentlich die Eigenklebefähigkeit von Holzfasern. Wie genau die Holzfasern im Dämmstoff angeordnet sein sollten, wie lang oder wie dick, um unter wechselnden klimatischen Bedingungen zu einer optimalen Wirkung zu gelangen, all dies lässt sich am Institut für Baustoffforschung der ETH Zürich messen. Die gewonnenen Erkenntnisse, die Prof. Niemz auszugsweise nach Golbey mitgebracht hatte, stehen den VHD-Mitgliedsunternehmen zur Verfügung, um differenzierte Wege in der Materialerprobung einzuschlagen und spezifische Produkteigenschaften für bestimmte Anwendungen bedarfsgerecht zu optimieren.
Brandschutz mit Holzfaserdämmstoffen
Mit Brandursachen allgemein und besonderen Schutzzielen setzten sich gleich zwei Referenten auseinander: Dipl.-Ing. Norman Werther und Dipl.-Ing. René Stein vom Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion der Technischen Universität München. Eingangs ihres Vortrags stellten die Referenten klar, dass die Entstehung eines Brandes im üblichen Hochbau in der Regel nicht verhindert werden kann, und zwar völlig unabhängig von den dort verbauten Materialien. Diese Erkenntnis liegt auch der ständigen Rechtsprechung zugrunde, wie in einem Urteil des in Münster ansässigen Oberverwaltungsgerichts von Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 1987 nachzulesen ist: „Es entspricht der Lebenserfahrung, dass mit der Entstehung eines Brandes praktisch jederzeit gerechnet werden muss. Der Umstand, dass in vielen Gebäuden jahrzehntelang kein Brand ausbricht, beweist nicht, dass keine Gefahr besteht, sondern stellt für die Betroffenen einen Glücksfall dar, mit dessen Ende jederzeit gerechnet werden muss.“
Schutzziele definieren
Was man aber tun kann und auch sollte, ist Vorbeugung. Unter anderem kommen dafür bauliche Maßnahmen in Betracht, die auch die brandhemmende Ausrüstung von Bauprodukten betreffen. Dämmstoffe, die zu den entflammbaren Bauprodukten zählen, werden für den Einsatz an Fassaden mit einem mehrschichtigen Putzsystem ummantelt, das der Brandausbreitung entgegenwirkt. Als Alternative zum Putzsystem bietet sich eine Klinkerschale an, die die Dämmung abschirmt. Konstruktiv lassen sich Brandschotts, die einen Übersprung der Flammen hemmen oder sogar ausschließen, in das Fassadenelement einplanen. Wichtig ist, so die Empfehlung der Referenten, konkrete Schutzziele gebäude- und lagespezifisch zu definieren und entsprechende Maßnahmen so früh wie möglich in die Planung einzubeziehen. Denn es kommt immer auf das Zusammenwirken aller verbauten Elemente an, um dem Feuer den Nährboden so weit wie möglich schon im Voraus zu entziehen.
Nachhaltiges Bauen – eine (Ge-)Wissensfrage
Prof. Dr. Manfred Hegger von der TU Darmstadt machte in seinem Vortrag auf eindrucksvolle Weise klar, dass Nachhaltigkeit beim Bau von Häusern und Wohnungen kein Luxus für Liebhaber ökologischer Produkte ist, sondern je länger desto mehr zu einer Überlebensfrage wird. Vor dem Hintergrund, dass im Jahr 2050 etwa 9,2 Milliarden Menschen auf der Erde leben werden, kann man sich gar nicht früh genug die Frage stellen, wo all diese Menschen wohnen, wie sie leben und womit sie heizen werden – und welche Auswirkungen all dies auf das Globalklima haben wird.
„Nicht zu bauen, wäre am nachhaltigsten beziehungsweise ressourcenschonendsten. Wir brauchen aber mehr und mehr Wohnungen. Was also ist zu tun?“, umriss Professor Hegger das wohnungs- und energiepolitische Dilemma, in dem die Menschheit gegenwärtig steckt.
Ressourcenverfügbarkeit klären
Fakt ist, dass wir absehbar auf eine extreme Wohnungsknappheit zusteuern, der es durch konzertiertes Vorgehen zu begegnen gilt: Einerseits müssen neue Wohnungen und Häuser entstehen, andererseits gilt es, nutzbare vorhandene Bausubstanz energetisch zu ertüchtigen. Dabei wird sich eine neue Frage stellen, die ebenfalls noch nicht geklärt ist: die Frage der Ressourcenverfügbarkeit. Wir wissen, dass die Hälfte des Endenergieverbrauchs vom Bauen im weitesten Sinne verursacht wird. 50 Prozent des weltweiten Materialbedarfs gehen in Gebäude. 60 Prozent der Abfälle in Deutschland sind Bauabfälle. Wie gehen wir mit dieser Erkenntnis um vor dem Hintergrund, dass der Peak-oil, die maximal mögliche Fördermenge Erdöl pro Tag, bereits vor fünf Jahren überschritten wurde? In den USA spricht man bereits vom „Peak-of-everything“ – ein Hinweis, dass wir uns um die Verteilungsfrage intensiver kümmern sollten.
Alltagsarchitektur im Fokus
Wir müssen also energieeffizienter bauen und dabei mit den verfügbaren Ressourcen sparsam umgehen. Auch identitätsstiftende Gebäude (Denkmäler) sind in die energetische Ertüchtigung einzubeziehen, allerdings behutsam und mit Augenmaß. Den zentralen Ansatzpunkt bildet für Professor Hegger die so genannte „Alltagsarchitektur“. Geschosswohnungsbauten und andere Bestandsgebäude sind qualitätssichernd energetisch zu sanieren, was in vielen Fällen sehr viel mehr umfasst als nur die Gebäudehülle.
„Keine energetische Sanierung ohne Verschönerung“, lautet dabei Professor Heggers Maxime. Denn der Mensch betrachtet seine Wohnung nicht nur als Schlafstätte, sondern als sein Zuhause – als Ort der Geborgenheit, der Rückzugsmöglichkeit aus dem Alltag, des Privaten. Diese „weichen“ Faktoren zu berücksichtigen, auch darauf kommt es bei der Planung und Gestaltung an.
Für den ehemaligen Präsidenten der Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) stand es außer Frage, dass Wohngebäude mit Wärmedämmverbundsystemen auszustatten sind, um den Energiebedarf zu minimieren. Holzfaser-WDVS bieten sich dafür in vielen Fällen an. Schließlich würde bereits ein Drittel der Holzernte eines Jahres genügen, um alle Neubauten in Deutschland aus Holz zu errichten – einschließlich Holzfaserdämmung.
ETH Zürich: www.ifb.ethz.ch
TU München: www.tum.de
TU Darmstadt: www.tu-darmstadt.de
DGNB: www.dgnb.de
WDVS: www.waerme-im-dialog.de
VHD: www.holzfaser.org
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