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Sanierungskonzept zur Warmmiete erfolgreich umgesetzt


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In Sachsen wurde eine historische Stadtvilla erfolgreich nach den Vorgaben des Energiesprong-Konzepts modernisiert und dabei die Wohnfläche erweitert. Das 2023 vollendete Gebäude entspricht dank des Erifol-Systems verbesserten Wärmedämmstandards. Dieses Projekt stellt eine Win-win-Situation für Eigentümer, Mieter, Lieferanten und Handwerker dar. Sieben Unternehmen aus Sachsen kombinierten bestehende Technologien, um den Mietern mehr Wohnqualität und besseren Wohnkomfort bei unveränderter Warmmiete zu bieten.

Energiesprong ist ein Sanierungsprinzip, das weltweit Beachtung findet. Es zielt darauf ab, Gebäude nach der Sanierung so auszustatten, dass sie über das Jahr hinweg genauso viel Energie für Heizung, Warmwasser und Strom produzieren, wie sie verbrauchen. Dabei sollen lange Bauzeiten für Bewohner vermieden werden. Das Ziel ist, dass die Sanierung ohne Erhöhung der Warmmiete umgesetzt werden kann. Das Prinzip beruht auf einem digitalen Bauprozess, standardisierten Lösungen mit vorgefertigten Elementen und einem langfristigen Leistungsversprechen.

Sanierung mit Dachausbau

Ein Team aus den Bereichen Hochbau, HLS Planung, Bauphysik und Energieberatung nutzte 15 Jahre Erfahrung, um das Erifol-System zu entwickeln, ein Konzept für die Energieeffizienz und Sanierung von Wohn- und Nichtwohngebäuden. Dieses Konzept wurde für ein 2023 fertiggestelltes, vollunterkellertes Mehrfamilienhaus angewendet.

Vor der Sanierung lag der Primärenergiebedarf des Hauses bei 241 kWh/(m²a). Heute beträgt dieser Bedarf 25 kWh/(m²a), 10% des ursprünglichen Wertes. Nach der Sanierung erfüllt das Haus den KfW-Effizienzhaus-Standard 55. Der Heizwärmebedarf beträgt 12,6 kWh/(m²a). Ein Monitoring über Sensoren sammelt Daten zur Energieerzeugung und -nutzung sowie zum ERIFOL-System.

Dachausbau: Parallel durchströmte Erifol-Flächentemperierung mit Kapillarrohrsystemen zum Heizen und Kühlen.Bild: Mario Hantschick
Dachausbau: Parallel durchströmte Erifol-Flächentemperierung mit Kapillarrohrsystemen zum Heizen und Kühlen.Bild: Mario Hantschick

Das Gebäude in der Nähe des Zentrums mit zuvor fünf Mietparteien auf drei Etagen wurde unter Verwendung nachwachsender Rohstoffe umgebaut. Durch die Dachaufstockung stieg die Wohnfläche von 410 m2 auf 687 m2. Dies erforderte eine Änderung der Gebäudeklassifizierung von Klasse drei auf Klasse fünf. Nun gibt es sieben Mietparteien im Gebäude in der Reichenbachstraße 32 in Dresden. Das 1922 erbaute Gebäude wurde als Massivbau mit Dachstuhl konzipiert. Bei der Sanierung wurden Energiesprong-Standards angewendet. Die Aufstockung erfolgte in Ingenieurholzbauweise. Die Reliefelemente der Außenfassade blieben erhalten. Der bautechnische Wärmeschutz wurde innen umgesetzt.

Das Erifol-System verwendet Heizkörper-Reflexionsfolien, ähnlich dünnen Aluminiumfolien, die an Wänden angebracht sind. Wolfgang Horn entwickelte seit 2007 eine Reflexionsfolie, die Strahlungswärme nutzt. Die wärmeabgebenden Flächen haben eine Oberflächentemperatur von 26 °C. Zwischen zwei 0,1 mm dicken Folien befindet sich ein Geogitter, wodurch zwei isolierende Luftschichten entstehen. Das Erifol-System hat eine Stärke von etwa 10 bis 20 mm plus Verkleidung und hat die gleiche Wirkung wie eine 800 mm dicke traditionelle Dämmung.

Wärmeerzeugung neu gedacht

Die Wärmeverteilung im Gebäude basiert auf einem Erifol-Flächentemperierungssystem mit Kapillarrohrsystemen zum Heizen und Kühlen, bekannt als Tichelmann-Prinzip. Die Temperierung findet gleichzeitig statt, ohne Nachtabsenkung, und die Oberflächentemperatur erreicht bis zu 26 °C. Häufig wird die Decke als Strahlungsquelle für die Installation ausgewählt, aber auch Fußboden und Wand sind Einsatzorte. Der Einsatz von Heizkörpern und sichtbaren Heizleitungen ist nicht erforderlich.

Dachausbau mit der Erifol-Reflexionsfolie. Bild: Mario Hantschick
Dachausbau mit der Erifol-Reflexionsfolie. Bild: Mario Hantschick

Danilo Lißke, Eigentümer und Bauherr, hat sich für das Erifol-System im Gebäude entschieden. Nach der Sanierung wird das Gebäude durch Fotovoltaik und Erdwärme mit Energie versorgt. Der Wärmebedarf der beheizbaren Fläche von ungefähr 700 m² beträgt 25 kWh/(m²a), was unter den gesetzlichen Vorgaben liegt. Eine vollbiologische Methode wandelt Abwasser in Nutzwasser um und reduziert die Nebenkosten. Aufgrund des geringen Energieverbrauchs sind die Kosten für den Mieter niedrig. Das System kann auf Neubauten und bestehende Gebäude angewendet werden und eignet sich in modifizierter Form für Seriensanierungen.

Flexibler Holzbau schafft Mehrwert

Das Unternehmen Holzbau Lepski GmbH in Dresden-Reick ist zertifiziert für die Vorfertigung von beidseitig bekleideten Wand-, Decken- und Dachbauteilen für Holzhäuser in Tafelbauweise. In ihrer Werkhalle werden diese Bauteile in einer geschlossenen Bauart vorbereitet. Dach- und Deckenbauteile setzen sich aus regionalen Brettsperrholzelementen zusammen, wobei eine Seite eine sichtbare Qualität aufweist. Durch den Einsatz solcher Bauteile und effiziente Arbeitsvorbereitung konnte der Aufbau einer Aufstockung über zwei Etagen samt Dachkonstruktion in etwa zwei Wochen vollzogen werden, wie von Ralf Lepski, Geschäftsführer der Lepski GmbH, mitgeteilt.

Um statische Anforderungen zu erfüllen, kamen lastverteilende Stahlträger als Dachpfetten zum Einsatz, die anschließend feuerresistent verkleidet wurden. Die inneren Wandflächen sowie Decken und Böden des Gebäudes wurden mit dem mehrlagigen Erifol-System isoliert. Das Anbringen der Folie gestaltete sich für die Arbeiter unkompliziert und zeitsparend.

Projekt

Bauherr: A&D residential GmbH
Architekten: Architektur & Brandschutz und Genehmigungsplanung Kistner-Partner
Holzbau: Holzbau Lepski GmbH
Wärmequellensystem: GeoCollect GmbH, oberflächennahes Erdwärmeabsorbersystem
Lüftung: Inventer GmbH, dezentrale Lüftungsanlage mit einem Wirkungsgrad > 85% Regelgröße: CO²
Monitoring / Visualisierung: ARKO Energiebau GmbH, Einbau von Feuchtigkeits und Temperaturfühlern
Wasseraufbereitung
Busse Innovative Systeme GmbH: MF HKA 10 (2m³ /d) Abwasserrecyclinganlage
Nutzung von Grauwasser
Baujahr: ca.1922
Jahr der Sanierung: 2020-2023
Wohnfläche: 700m²


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