Interview mit dem prominenten Schönheitschirurgen Werner Mang
Im Interview erzählt uns Prof. Dr. Dr. med. Werner Mang, Chefarzt der Bodenseeklinik und Präsident der Internationalen Gesellschaft für Ästhetische Medizin (IGÄM e.V.), von seiner intensiven Auseinandersetzung mit Immobilien in seinem Heimatort Lindau und von seiner Leidenschaft für Architektur.
EXPERTENINTERVIEW
Rolf Mauer: Herr Mang, Sie gelten als Deutschlands bekanntester Schönheitschirurg und führen mit der Bodenseeklinik in der schönen Stadt Lindau die größte Klinik in Europa für ästhetische Chirurgie. Nach einer Operation in Ihrer Klinik und dem stationären Aufenthalt, kann man ein paar Tage im gleichen Zimmer als Hotelgast bleiben. Die ersten Patientenhotels wurden Anfang der 90er Jahre in Schweden errichtet, auch hierzulande etablieren sich diese Einrichtungen in der Gesundheitsbranche. In Skandinavien, den USA und Australien sind Patientenhotels weit verbreitet. Erläutern Sie uns den Trend, Genesende nach der Rekonvaleszenz als Hotelgäste zu beherbergen.
Professor Mang: „Die Zauberformel heißt in der Medizin: Der Patient muss sich in seiner Umgebung wohl fühlen. Mega-Kliniken wie Großhadern und Aachen sind nicht mehr zeitgemäß. Sie sehen aus wie große Fabriken.
Deswegen beschäftige ich mich schon lange wissenschaftlich mit dem Thema „Krankenhausbau“, damit der Patient in dem Gebäude gesund und nicht krank wird. Dazu gehören Farbkompositionen, Hoteleinrichtungen – weg von der Farbe Weiß und das schöne ist, dass mein Sohn Thomas, Dipl.-Ing. und Architekt an der Technischen Universität München, sich seit langer Zeit auch mit dem Thema beschäftigt.
Die Zukunft heißt dreigliedriger Krankenhausbau. Wobei ich das Wort ,Krankenhaus‘ gar nicht gut finde: OP-Bereich, Aufnahmebereich, kann sein wie ein Hotel und der stationäre Bereich, ebenfalls wie ein Hotel. Schon allein, wenn man oft nur Krankenzimmer sieht, bekommt man schon Angst. Man muss sich als Patient wohl fühlen, dann wird man auch schnell wieder gesund. So ist das bei uns in der Bodenseeklinik.“
Rolf Mauer: Der bauliche Aufwand Kranke gesund zu pflegen ist deutlich kostenintensiver als die reine Beherbergung. Rechnet sich die Hotelnutzung innerhalb eines Klinikgebäudes mit der für diese Immobilien typischen teuren und aufwändigen Gesundheits- und Versorgungstechnik?
Professor Mang: „Ja, moderner Krankenhausbau, der im stationären und Aufnahmebereich wie ein Hotel gestaltet ist, ist wesentlich kostengünstiger. Volkswirtschaftlich ein großer Vorschritt, wenn man endlich im Klinikbau umdenkt. Ein schön ausgestattetes Hotelzimmer kostet nicht einmal die Hälfte eines Krankenhauszimmers. Die Gesundheitsministerien müssen umdenken.“
Rolf Mauer: Wir sprechen über Immobilien. Architektur, so haben sie erklärt, zählen Sie zu Ihren Hobbys.
Professor Mang: „Nach dem Abitur wollte ich einen kreativen Beruf ergreifen. Da kamen für mich nur zwei Studiengänge in Frage: Architektur und Medizin. Mehr Kreativität habe ich dann in der Medizin entdeckt, in der Wiederherstellungschirurgie, Unfallchirurgie und plastisch-ästhetischen Chirurgie.
Aber die Architektur ist immer mein Hobby geblieben. Es gab seit den 90-iger Jahren kein Jahr, in dem ich nicht eine neue Baustelle hatte. Man nennt mich schon den „Restaurator vom Bodensee“. Meine Liebe zu alten Autos, alten Schiffen, alten Häusern.“
Rolf Mauer: Neben Ihrer Leidenschaft für Architektur sind Sie auch einer der größten Grundbesitzer in Lindau. Das bringt viele Verpflichtungen mit sich, gerade in einer Stadt wie Lindau, deren große Qualität der sehr gepflegte Altstadtkern ist. Wie nehmen Sie diese Verantwortung wahr?
Professor Mang: „Ja, mein Vater war als Stadtrat und stellvertretender Landrat sehr an der Entwicklung der Stadt Lindau interessiert. Das hat sich bei mir fortgesetzt. Ich habe ein ausgesprochen gutes Verhältnis zu der Stadt Lindau und habe auch zahlreiche Häuser erworben und für die Stadt Lindau saniert. Die Miete ist bezahlbar und was gibt es für mich schöneres, als Häuser zu bauen und zu sanieren?
Natürlich ist es eine große Verantwortung, aber die Tradition führt jetzt mein Sohn mit der Firma Mang & Sohn GmbH weiter und das ist doch das schönste im Leben, wenn die Kinder das Lebenswerk weiterführen. Meine Tochter Dr. Gloria Mang kehrt auch nach vielen Jahren im Ausland nach Lindau zurück und wird mir als Vorstand von Mang Medical AG zur Seite stehen. Die größte Lebensleistung ist nicht Besitz zu erwerben, sondern den zu erhalten und an die Kinder weiterzugeben – und das ist mir ganz gut gelungen.“
Rolf Mauer: Wenn man mit seinem Boot im Lindauer Hafen anlegt, kommt man unweigerlich am Mangturm vorbei, der auch nur einen Steinwurf von Ihrer Klinik entfernt liegt. Zu meiner Überraschung wurde dieser Turm gar nicht nach Ihnen benannt. Wie gehen Sie damit um, dass in Lindau vieles, was den Namen Mang trägt, von Ortsfremden mit Ihrer Person verbunden wird?
Professor Mang: „Der Mangturm ist schon fast eine Wallfahrtsstätte geworden. Fremde legen Blumen hin und schreiben ein paar Worte dazu. Der Turm hieß wohl früher Mangenturm und ist nicht mit meiner Familie verbunden, aber ich habe vor vielen Jahren mit einer Spende die Sanierung des Turms mit unterstützt und jetzt ist am Eingang eine Sandsteintafel: „Sanierung gefördert durch die Professor Mang Stiftung“. Ja, es ist in Lindau ein Wahrzeichen und die meisten Touristen meinen wirklich, dass der Turm von meiner Familie ist. Ich lasse sie mal in dem Glauben (lacht).“
Rolf Mauer: Ihr Sohn hat an derselben Universität in München studiert wie Sie, aber eine andere Profession gewählt.
Professor Mang: „Beide Kinder von mir sind großartig. Beide haben in München studiert. Gloria hat an der LMU München studiert und promoviert. Thomas an der TU München, Architektur, das hätte ich auch ganz gerne studiert, d.h. er hat meine Gene geerbt und für mich ist Architektur ein wundervoller Beruf. Er ist kreativ, weil man etwas schaffen kann.
Jura wäre für mich undenkbar. Ich könnte nie in Akten schnüffeln und Schriftsätze stundenlang ausarbeiten, das wäre mir zu langweilig und zu wenig kreativ. Also mein Sohn und ich haben schon den richtigen Beruf gewählt. Wir bauen beide gerne und natürlich betreut er die familieneigenen Immobilien. München ist ja unsere zweite Heimat und die TU München hat mir sehr viel gegeben, weshalb ich auch hier wissenschaftlichen Nachwuchs unterstützte. Das Leben ist immer ein Geben und Nehmen. Wenn man ganz oben ist, wird die Luft dünn und man konzentriert sich auf das Wesentliche.“
Rolf Mauer: An Gebäuden in Lindau, die sich Ihrem Besitz befinden, weist eine Tafel auf die Familienstiftung Professor Mang hin. Welche Aufgabe hat die Stiftung?
Professor Mang: „Alle Inselhäuser, die unsere Familie saniert hat, sind in einer Familienstiftung. Das hat den Grund, dass die Häuser der Stadt erhalten bleiben, da die Kinder und Enkelkinder die Immobilie nicht verkaufen können. Stattdessen sind sie verpflichtet, die Häuser immer in einem guten Zustand zu halten und können dann auch, wie im Adel Tantiemen aus den Mieteinnahmen beziehen. Aber das wichtige ist, dass diese Häuser der Familienstiftung Prof. Mang lebenslang erhalten bleiben. Von mir muss ja auch etwas übrig bleiben (lacht).“
Rolf Mauer: An den Lindauer Gebäuden der Familienstiftung Professor Mang stehen auf den vorher erwähnten Tafeln drei Jahreszahlen: 1812, 1949 und 2003. Was hat es mit diesen Jahreszahlen für eine Bewandtnis?
Professor Mang: „An jedem Gebäude steht eine andere Zahl. Nur die Mittelzahl 1949 ist immer gleich, denn das ist mein Geburtsdatum und das letzte Datum 2003 ist der Erwerb des Hauses durch die Familienstiftung und der Sanierungsbeginn. Als Familie Mang kann man schon ein bisschen stolz sein, wenn man durch die Altstadt läuft und ich sage immer: Wir leben hier in einem Paradies und das gibt mir die Kraft und Stärke mit 70 einen 10-Stunden-Tag zu haben.“
Rolf Mauer: Herr Prof. Mang, vielen Dank für das Interview.